Woher auch immer das Gerücht stammt, die fünfte Staffel von “House of Cards“ wäre schwächer als die vorhergehenden: Es stimmt nicht. Die Voraussetzungen für die Veröffentlichung waren denkbar schwierig.
In den ersten vier Staffeln hatten die Underwoods bereits alles an Intrigen, Gemeinheiten und Verbrechen begangen, was denkbar schien. Kein Verrat, der das Vorangegangene noch auf die Spitze treibe könnte. Was könnte den Zuschauer da noch überraschen?
Der derzeit tatsächlich amtierende Präsident der USA erlaubt einfach keine infame Dummheit, keine widerliche Allianz, keine personelle Entgleisung, die sich durch ein Drehbuch einholen oder gar übertreiben ließe.
Und dann ist da noch etwas Grundsätzliches, das alle Dramen betrifft - wenn es auf den Höhepunkt zustrebt, kann man den Zuschauer nicht mehr wirklich überraschen, ohne Brüche in der Logik der Handlung zuzulassen.
Natürlich wissen wir seit der Prophezeiung der Hexen über den Wald von Birnam, wie Macbeth enden wird. Seien wir doch ehrlich, spätestens nach Hamlets Monolog ist uns klar, dass am Ende auf der Bühne nur Leichen liegen werden. Aber nimmt das etwas von der Tragweite dessen, was geschieht? Wir folgen mit angehaltenem Atem der Vollendung des Schicksals. Niemand kann gerettet werden. Das muss so sein. Demzufolge kann man auch keine Handlungsdetails der Staffel spoilern, weil nur passiert, was passieren muss.
Was an dieser Serie wirklich beeindruckend ist, ist das Zusammenspiel von Drehbuchautoren, die so nahe an der Wirklichkeit sind, das sie uns des öfteren eine Gänsehaut verursachen. Der Schrecken hat sehr reale Bezüge. Sie wird von Schauspielern getragen, von denen man nur die beiden Hauptakteure nennen muss, um anzudeuten, in welcher Liga hier gespielt wird: Kevin Spacey und Robin Wright. Künftig wird es allerdings schwer, die beiden in anderen Rollen zu sehen, mit den Underwoods im Kopf.
Dann gibt es auch noch Regisseure, die jeder Episode ein Gesicht geben. Beispielhaft seien hier nur die beiden Folgen genannt, für die Agnieszka Holland die Regie übernommen hat. Szenen von unglaublicher Intensität, Blickwechsel, die manchmal mehr erzählen als die Dialoge. Auf jeden Fall Serienkost vom Feinsten.
Nachdem der Vorhang gefallen war, hatte ich das dringende Bedürfnis, die letzte Leonard- Cohen- Platte zu hören: “I am ready, my Lord.“
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