Matthias Brandt entführt uns in „Raumpatrouille“ in einen Kosmos. Es ist der längst r
rloren geglaubte Kosmos der Kindheit.
Dabei spielt es kaum eine Rolle, dass es um eine fremde Kindheit geht, die noch dazu von Personen der Zeitgeschichte bevölkert wird. Entzaubert werden die Berühmtheiten ohnehin. Sie tun so seltsam unspektakuläre Dinge wie Fahrrad fahren, Zigarren rauchen oder Kakao trinken. Dass der unbequeme Arbeitskollege des Vaters Wehner heißt, oder der demente Opa von nebenan Lübke, tut nichts zur Sache. Im Erleben des Jungen sind die Dinge, wie sie sind.
Der Leser nimmt verwundert zur Kenntnis, dass in diesen Geschichten auf alltägliche Weise der einzigartige Blick eines Kindes auf die Welt widergespiegelt wird, ohne kindisch zu sein. Vermutlich ist es die unprätentiöse, kein bisschen anbiedernde Erzählweise und die ernsthafte Nachsicht, mit der der Autor eine Verbindung zum Leser herstellt, die es diesem ermöglicht, einen Blick zurück in die eigene Kindheit zu werfen. Empfindungen und konkrete Erlebnisse blitzen wieder auf, die tief in der Erinnerung vergraben zu sein schienen.
Die Geschichten sind klein, manchmal fragmentarisch, aber sie erscheinen dadurch noch authentischer, weil Erinnerung eben so funktioniert. Manche Dinge bleiben im Nebel.
Man möchte glauben, dass zwischen der Welt eines Jungen, der noch dazu der Sohn des Bundeskanzlers war und dem Aufwachsen in einer normalen Familie in der ostdeutschen Provinz wenige Jahre früher, riesige Unterschiede auszumachen wären. Zu meiner Verblüffung ist dem überhaupt nicht so. Die Unterschiede sind marginal, während die Ähnlichkeiten riesig und teilweise völlig unvermutet sind.
Man hat das Buch schnell ausgelesen, aber es wirkt lange nach. Der Schutzumschlag mit dem stilisierten Haus, dem Garten, dem Wald und der Rakete und dazu passend dann noch ein orangener in Rauten geprägter Einband der Ausgabe der Büchergilde ist die adäquate Verpackung für diese Erzählungen, obwohl der Junge mit Hund am Fluß ist auch sehr stimmig. Bin mir nicht sicher, welchen Umschlag ich schöner finde.
Man darf auf weitere Texte dieses begabten Autors gespannt sein. Aber leider hat er ja noch einen anderen Job, den er auch nicht so schlecht macht.
© Bild: Kiepenheuer&Witsch, Montage: BR
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