Halt, vor dem Lesen dieses Textes, bitte erst einmal diesem Link folgen und sich in die passende Urlaubsstimmung versetzen lassen.

Jedes Jahr die letzte Vorstellung vor der Sommerpause in unserem Filmclub: Manche sind in ihren schon gepackten Autos gekommen. Vor den Sitzreihen der Erwachsenen lümmeln sich die Kinder bei Limonade und Salzbrezeln, während die Erwachsenen mit einem gekühlten Pinot Grigio, Oliven und italienischem Käse die Vorzüge ihrer jeweiligen Urlaubsziele austauschen. Dann wird es dunkel, aber keineswegs leise. Das Giggeln, Lachen, Geräusche nachahmen und sich aufs nächste „Plong“ freuen gehört zu den „Ferien des Monsieur Hulot“. Man geht gut gelaunt auseinander und hatte schon mal einen kleinen Urlaub vorab.

Wie oft man diesen Film auch sieht, die Komik funktioniert immer, jedes Mal aufs Neue. Damit hat Jacques Tati eines der unvergänglichen Meisterwerke der Filmkunst geschaffen. Wenn man sich nach dem Abspann die Tränen aus den Augen wischt, sind das nicht nur Spuren vom Lachen, sondern auch Tränen der Sehnsucht, der Sehnsucht nach der Idee von einem Leben, das wohl eher ein Elysium der Unvollkommenheit ist. Aber obwohl es voller Fehltritte, menschlicher Schwächen und peinlicher Situationen ist, erträgt man es, den Anderen anders sein zu lassen.

Man könnte natürlich jede einzelne der genialen Szenen analysieren, aber am Ende stünde immer die Erkenntnis: jede von ihnen ist auf das Genaueste arrangiert, geplant und umgesetzt. Komik funktioniert nur durch diese Genauigkeit, die wiederum auf dem Studium der Comedie Humaine basiert. Man weiß aus Berichten von der Entstehung anderer Meisterwerke der Komik, dass ihre Autoren immer Perfektionisten sind. Die Ahnengalerie der großen Namen der Komik im Film reicht von Charlie Chaplin über Billy Wilder, den Monty Pythons bis zu Michael Frayn. Im Deutschen fiele mir da nur Loriot ein, der es bis in solche Höhen geschafft hat. Bis auf wenige Ausnahmen hat man es sonst meist mit Schenkel klopfender Stammtischkomik zu tun, die schnell fad wird.

Natürlich erscheint manches in dem Film altmodisch. Urlaub sieht heute doch ganz anders aus? Oder doch nicht?

Apropos, es gibt eine moderne Version davon als Comic. Ganz anders, aber von einem ähnliche Geist geprägt. Ganz nah am wirklichen Leben und gleichzeitig so auf die Spitze getrieben, was David Prudhomme & Pascal Rabaté in „Rein in die Fluten!“ ( Originaltitel: VIVE LA MAREÉ ) über einen Sommer am Meer erzählen. Egal ob man seinen Urlaub noch vor oder hinter sich hat oder ob man den Sommer auf der Couch zubringt: es ist ein Vergnügen, in dem Buch zu blättern und diese und jene Typen zu treffen, denen man meint, im Urlaub schon öfter begegnet zu sein. Das Handeln von Menschen, die wenigstens einmal im Jahr sich selbst überlassen sind, ist geprägt von einer Absurdität, die keinerlei Übertreibung erforderlich macht. Man muss nur hinsehen und zuhören. Das reicht, um die Absurdität unseres alltäglichen Handelns zu verstehen und vielleicht manches nicht mehr ganz so ernst zu nehmen.

Es ist Sommer. Da kann man sich schon mal eine kleine Urlaubsreise mit Monsieur Hulot und/oder einen „Sprung in die Fluten“ gönnen.